Kap Verde – Eine bewegte Vergangenheit
Die Kapverden sind ein Archipel im Atlantischen Ozean, der aus zehn Inseln und mehreren Islets besteht. Die Inseln wurden vor etwa 15 Millionen Jahren durch vulkanische Aktivität gebildet und gehören zu Afrika, sind aber auch von der europäischen und amerikanischen Kultur beeinflusst.
Geschichte der Kapverden – Sklavenhandel
Die Kapverden wurden im 15. Jahrhundert von portugiesischen Seefahrern entdeckt, die auf der Suche nach neuen Seewegen waren. Die ersten Inseln wurden 1461 Im Auftrag der portugiesischen Krone durch António de Noli und Diogo Gomes besetzt und dienten als wichtiger Stützpunkt für den Sklavenhandel. Die Kapverden waren auch ein wichtiger Umschlagplatz für die Handelsrouten zwischen Europa, Afrika und Amerika und wurden für ihre landwirtschaftlichen Produkte wie Zucker, Kaffee und Baumwolle bekannt. Erst 1876 wird die Sklavenhaltung endgültig abgeschafft und die Kapverden wurden zu einer portugiesischen Kolonie.
Geschichte der Kapverden – Unabhängigkeit
Im Jahr 1975 werden die Inseln endgültig von Portugal unabhängig. Mit den ersten Parlamentswahlen wird die Republik Cabo Verde gegründet. Die Unabhängigkeitsbewegung der Kapverden begann schon in den 1960er Jahren und wurde von verschiedenen politischen Parteien und Gruppen unterstützt. Sie war auch Teil der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegungen, die zu dieser Zeit in vielen Teilen Afrikas stattfanden.
Die Unabhängigkeitsbewegung der Kapverden war jedoch keine gewalttätige Bewegung und es gab keine kriegerischen Auseinandersetzungen wie in anderen afrikanischen Ländern. Stattdessen setzte sich die Bewegung dafür ein, dass die Kapverden durch diplomatische Verhandlungen und friedliche Demonstrationen von Portugal unabhängig werden. Heute ist die Kapverdische Republik ein Mitglied der Afrikanischen Union und der Weltbank.
Geschichte der Kapverden – Kultur
Die Kapverden haben eine reiche Kultur, die von der portugiesischen, afrikanischen und amerikanischen Kultur beeinflusst ist. Die Einwohner der Kapverden sprechen Portugiesisch und Kriolu, eine Sprache, die aus Portugiesisch und westafrikanischen Sprachen entstanden ist. Um die Kommunikation unter den Sklaven zu verhindern, wurden Angehörige derselben Sprache getrennt. So konnten sie sich auf den Plantage nicht untereinander verständigen. Innerhalb weniger Generationen entwickelte sich dadurch eine funktionierende Mischsprache. Erst im Jahr 2005 einigte man sich auf eine einheitliche Schreibweise.
Die Kapverden haben auch eine reiche Musik- und Tanzkultur, die von den afrikanischen Wurzeln der Inseln inspiriert ist. Unter anderem entstand die Stilrichtung Morna, eine populäre und verbreitete moll-lastige Musikrichtung Cabo Verdes. Die bekannteste Sängerin Cesária Évora verstarb 2011. Zusammen mit Peter Maffay nahm sie 2006 den Song Sodade auf.
Geschichte der Kapverden – Bevölkerung
Die ersten Siedler waren Portugiesen, die aber schon bald afrikanische Sklaven als billige Arbeitskräfte herbeischafften. So bildete sich über die Jahrhunderte die heutige Mischbevölkerung. Bis heute bestehen enge Beziehungen nach Portugal, aber auch in andere klassische „Auswanderer-Länder“. Denn die Bevölkerung auf den Kapverden beträgt zwar nur 550.000 Menschen, die größtenteils auf den Inseln Santiago, Sal und São Vicente leben. Aber man schätzt, dass darüber hinaus etwa 900.000 Kapverdianer im Ausland leben. In der Regel unterstützen sie die Verwandten in der Heimat mit Geldüberweisungen. Die Mehrheit der Einwohner ist römisch-katholisch, aber es gibt auch andere religiöse Gemeinschaften. So findet sich auf fast jeder Insel eine Freikirche der Nazarener. Darüber sind auch andere freikirchliche Religionsgemeinschaften auf den Inseln aktiv.
Geschichte der Kapverden – Wirtschaft
Die Wirtschaft der Kapverden ist hauptsächlich auf Landwirtschaft, Fischfang und immer mehr auf den Tourismus ausgerichtet. In den Anfangsjahren der Republik herrschte nahezu überall große Armut. Es dauerte etliche Jahre, bis sich aus den kolonialen Strukturen eine funktionierende Wirtschaft entwickelte. Die Industrie beschränkt sich vor allem auf den Textilbereich und die Fischverarbeitung. Immer noch arbeiten die meisten Einwohner in der Landwirtschaft. Das gilt insbesondere für die weniger touristisch erschlossenen Inseln.
Auf Sal und Boa Vista wurde in den vergangenen Jahrzehnten viel Geld in die Infrastruktur gesteckt. Mit Erfolg, der Tourismus wächst und trägt zu einem immer größeren Teil zum Bruttosozialprodukt bei. Corona sorgte zwar für einen erheblichen Rückschlag und noch heute zeugen viele Ruinen von geplatzten Hotelprojekten. Die perfekten klimatischen Bedingungen werden aber sicher auch weiter für einen Besucheranstieg sorgen. Die Jobs in den Hotels sind bei den jüngeren Kapverdianern trotz harter Arbeit begeht. Immerhin verdient man dort auf dem Niveau eines lokalen Handwerksmeisters auf anderen Inseln. Für die großen Touristikkonzerne sind es aber immer noch sehr billige Arbeitskräfte.
Geschichte der Kapverden – Tourismus
Der Tourismus ist, wie oben schon beschrieben, ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Kapverden und trägt zu einem großen Teil zum Bruttoinlandsprodukt der Inseln bei. Die Inseln sind bekannt für ihre schönen Sandstrände, ihre malerische Landschaft und ihre reiche Kultur und Geschichte, die von Touristen aus aller Welt besucht werden.
Die Inseln Sal, Boa Vista und Santiago sind besonders beliebt und haben zahlreiche Hotels, Resorts und andere Unterkünfte für die Unterbringung von Touristen. Die Kapverden sind auch für ihre Wasseraktivitäten wie Schwimmen, Tauchen und Surfen bekannt. Der Weltcup im Kite-Surfen mach regelmäßig Station auf Sal.
Der Tourismus hat jedoch auch einige Herausforderungen für die Kapverden gebracht, darunter den Verlust von Küstenlandschaften durch große Hotelanlagen und die Belastung der Umwelt durch den hohen Ausstoß von CO2. Auch Trinkwasser wird zum Problem. Für Sal beispielsweise muss das komplette Trinkwasser über den Hafen importiert werden. Für Brauchwasser gibt es Meerwasser-Entsalzungsanlagen.
Geschichte der Kapverden – Umwelt
Die Regierung hat Maßnahmen ergriffen, um die Umwelt zu schützen und den nachhaltigen Tourismus zu fördern. Dazu gehört unter anderem der Ausbau von Meeresschutzgebieten und der Ausbau von nachhaltigen Energiequellen. Schwer zu begreifen ist, dass es trotz 350 Sonnentagen und ständigem Wind bisher fast keine Photovoltaik und Windkraft gibt. Das möchte die Regierung in den nächsten Jahren aber ändern.
Der vulkanische Ursprung der Inseln ist meist noch gut zu erkennen. Allerdings ist nur der Pico de Fogo noch aktiv. Bei einem großen Ausbruch im Jahr 1995 gab es erhebliche Schäden. Zum bisher letzten Mal spuckte der Vulkan 2014 Asche und Lava.
An den Nord- und Osthängen der höheren Berge sorgt der Passatwind regelmäßig für Feuchtigkeit. Diese Gebiete sind Fruchtbar und werden für Landwirtschaft genutzt. Auf den flachen Inseln Sal und Boa Vista gibt es hingegen fast nur sandige Böden mit Strauchgewächse und Akazien.
Auf Santiago und Santo Antão versucht man mittlerweile durch konsequente Aufforstung die Schäden der Vergangenheit wieder auszugleichen. Schon jetzt sorgt diese Maßnahme für einen verbesserten Wasserhaushalt und verhindert weitere Bodenerosionen.
Geschichte der Kapverden – Bildung
Die Regierung hat Bildungs- und Schulungsprogramme für die lokale Bevölkerung eingerichtet, um sie auf die Herausforderungen des Tourismus vorzubereiten und ihnen die Möglichkeit zu geben, von den wirtschaftlichen Vorteilen zu profitieren.
Die Schulbildung auf den Kapverden ist kostenlos und für alle Kinder im Alter von sechs bis 16 Jahren verpflichtend. Sie ist in drei Stufen unterteilt: Grundschule, Sekundarschule und Hochschule. Die Grundschule dauert sechs Jahre und wird in zwei Zyklen von jeweils drei Jahren unterteilt. Die Sekundarschule dauert vier Jahre und bereitet die Schüler auf das Hochschulstudium vor.
Die Qualität der Schulbildung auf den Kapverden variiert jedoch und hängt in erster Linie von der geographischen Lage der Schule ab. Schulen in ländlichen Gebieten haben oft weniger Ressourcen und weniger qualifizierte Lehrer als Schulen in urbanen Gebieten.
Geschichte der Kapverden – Politik
Die Kapverden sind heute eine parlamentarische Republik und werden von einem Präsidenten und einem Parlament regiert. Der Präsident wird alle fünf Jahre durch direkte Wahlen gewählt und ernennt den Premierminister. Dieser leitet das Kabinett leitet und ist für die Regierungspolitik verantwortlich. Der Staatspräsident selbst hat hauptsächlich repräsentative Aufgaben nach innen und außen. Die Nationalversammlung mit Sitz in Praia wird ebenfalls alle fünf Jahre gewählt. Sie entscheidet über alle innen- und außenpolitischen Fragen.
Es gibt eine unabhängige Justiz, die sich in das Oberste Gericht, den Rechnungshof und diverse weitere Fachgerichte gliedert.
Zu Beginn der Unabhängigkeit 1975 wurde das Land in einem Einparteiensystem von der PAICV Partido Africano da Independencia de Cabo Verde regiert. Erst mit einer Nationalversammlung 1990 wurde das Mehrparteiensystem, eingeführt.
Weitere Infos zu den anderen kapverdischen Inseln finden Sie in unserer Inselübersicht.